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Wenn ihre falschen Projektionen auf sie selber zurückfallen
Zur Psychologie der SVP-Hardliner 29. September 2012 |
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In den letzten Wochen sahen sich verschiedene SVP-Hardliner mit besonderen persönlichen Problemen konfrontiert. Der eine SVP-Hardliner veruntreute offenbar eine Erbschaft, etwas, das die SVP-Hardliner normalerweise bei den von ihnen so genannten "Sozialschmarotzern" vermuten: man solle diese härtestens bestrafen und - wenn "Ausländer" - sofort "ausschaffen". Der andere SVP-Hardliner machte es sich offenbar über 25 Jahre lang auf einem staatlichen Posten bequem, etwas, das die SVP-Hardliner normalerweise den angeblich auf "Staatskosten lebenden" Linken vorwerfen: man solle diese "Pöstchen" in den sowieso "links unterwanderten" Institutionen endlich liquidieren. Eine dritte SVP-Hardlinerin erlitt ein "burn out", etwas, das es für die SVP-Hardlinier eigentlich gar nicht gibt, weshalb die Betroffenen normalerweise der "Scheininvalidität" und des "Sozialmissbrauchs" bezichtigt werden. Also stehen die drei SVP-Hardliner plötzlich dort, wo die SVP-Hardliner normalerweise vom "Sozialschmarotzer", vom "Pöstchenkleber", von der "Scheininvaliden" oder ganz allgemein von "schwarzen Schafen" sprechen. Da die Terminologie so und so taktlos ist, sei sie hier auch für die drei Betroffenen nicht angewendet. Der Erstgenannte wurde von der SVP übrigens schon aus allen Ämtern gejagt. Ob die SVP auch bei den beiden anderen dem von Nietzsche formulierten Imperativ folgt: "Was fällt, soll man stossen", wird man sehen. Es interessiert die Frage, wie die betroffenen SVP-Hardliner - alles ehemalige Schwergewichte der Partei - ihren "Fall" psychisch verarbeiten. Den Schmutz, den sie jeweils auf Dritte gossen, ergiesst sich jetzt auf sie, ergiesst sich vermutlich sogar in erster Linie aus den eigenen Reihen auf sie. Parteiintern wird plötzlich realisiert, dass sie ja gar nicht die erwarteten Schwergewichte, sondern vielmehr Schwächlinge sind, und also schiesst man auf sie. In einer ersten Phase dürften die drei Betroffenen die Tatsache, dass sie jetzt genau in die Rolle geraten sind, in welche sie selber Dritte routinemässig zu treiben versuchen, verdrängen. Sie werden auch alles tun, um ihre "Parteifreunde" - von Freunden kann man in der SVP wohl generell kaum sprechen - von ihrer starken Rolle respektive ihrer angeblich weissen Weste zu überzeugen, möglichst viele auf ihre Seite zu ziehen respektive auf ihrer Seite zu halten. Da sie wissen, dass diese anderen nicht minder "Bluthunde" und "Wadenbeisser" sind wie sie selber, werden sie sich dabei sehr ducken müssen, wodurch sie zwangsläufig an Macht einbüssen, an Gewicht nochmals verlieren. Sie sind nämlich weniger Opfer des jeweils aufgetretenen Problems - dieses hätte sich unter nicht SVP-Umständen in allen drei Fällen ohne allzu grossen Flurschaden bereinigen lassen - als vielmehr Opfer des parteieigenen Anspruchs, dass man geradezu von Natur stark sei, nie Fehler mache, immer die Wahrheit sage, usw. Da die Betroffenen dieses wohl selber ernsthaft glauben, sind sie überhaupt nicht in der Lage - was zu jener Bereinigung eines Flurschadens aber genau gehören würde -, begangene Fehler einzugestehen. Werden Schwächen aber doch offenbar - und bei allen drei wurden sie offenbar - fällt auch der generelle parteieigene Anspruch auf sie zurück. Die Partei verzeiht solche Schwächen leider gerade nicht. Mit und seit seiner Abwahl aus dem Bundesrat - er wurde aus dem Bundesrat einfach rausgekippt! - musste es auch der Führer der Partei selber erfahren. Bei ihm führte seine "Schwäche" dazu, dass er nach und nach die Übersicht verlor und Fehlleistungen beging, etwa im Zusammenhang mit der Verletzung des Bankgeheimnisses zum Sturz des damaligen Nationalbankpräsidenten. Danach war er parteiintern im Grunde erledigt, hält sich nur noch dank seiner früheren "Erfolge" - welche die politische Kultur in der Schweiz, den Umgang mit Anderen nachhaltig beschädigten - und seinem Geld. Kürzlich sah er sich sogar gezwungen, einen neuen eigenen Verein zu gründen. Andere SVP-Hardliner wollen ihn längst schon loswerden, nicht zuletzt natürlich, um seine Position zu beerben, aber der "autoritäre Vater" hat noch "Söhne" und "Töchter", doch deren drei sind jetzt selber angeschlagen, wurden vielleicht gar von Internen angeschlagen. Zum "Vatermord" wird es, da der "Vater" zu einem eigenen Abgang gar nicht fähig ist, wohl bald schon kommen. Die gefallenen SVP-Hardliner könnten lernen; doch solches kommt wohl nur selten vor. Am 30. Oktober 1974 kam es in Kinshasa, Zaire, zwischen George Foreman und Mohammad Ali zu einem legendären Boxkampf im Schwergewicht (siehe nachstehend zitierter Dokumentarfilm). |
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Die Ausgangslage des Kampfs war die, dass George Foreman als unumstrittener Weltmeister galt und eine Kampfbilanz von 40:0 mit 37 Knockouts aufwies. In vorherigen Kämpfen besiegte er verschiedene andere Boxgrössen wie insbesondere Ken Norton oder Joe Frazier problemlos. Er verfügte über eine enorme Schlagkraft und im anstehenden Kampf gegen Mohammad Ali galt er als haushoher Favorit. "Nicht wenige Experten sahen in George Foreman den gefährlichsten, stärksten, vielleicht besten Schwergewichtsboxer aller Zeiten und hielten es für wahrscheinlich, dass er die Szene für zehn Jahre dominieren würde." (Eintrag auf wikipedia zu George Foreman) |
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Film When we were Kings Dokumentarfilm rund um den legendären Boxkampf zwischen George Foreman und Muhammad Ali in Kinshasa, Zaire, vom 30. Oktober 1974. |
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George Foreman selber hielt sich für absolut unschlagbar und er trat vor dem Kampf in Kinshasa auch dementsprechend auf. Er lächelte nur abschätzig, als er nach seinen Chancen gegen Muhammad Ali gefragt wurde und erklärte, dass dieser, anstatt Spitäler zu spenden, nach dem Kampf selber ein solches nötig haben werde. Einen Kontakt zur Bevölkerung von Zaire konnte er kaum herstellen, was er dadurch zusätzlich erschwerte, dass er immer einen deutschen Schäferhund mit sich führte, was die Bevölkerung an die Kolonialzeit erinnerte. Foreman benahm sich wie ein Faschist. Muhammad Ali war von seiner Schlagkraft her der Schwächere, gewann den Kampf gegen Foreman aber gleichwohl. Nachdem Ali in der ersten Runde mit schnellen Überraschungsschlägen austestete, welche Chancen er mit seinem üblichen Stil hatte und merkte, dass er so nicht gewinnen konnte, liess er sich ab der zweiten Runde in die Seile zurückfallen, schützte mit beiden Armen Kopf und Oberkörper, provozierte Foreman gleichzeitig damit, dass er ständig zu ihm sprach: "Was ist los mit dir, George, kannst Du nicht härter schlagen, das ist doch kein Popcorn ..." und George Foreman schlug immer wütender drauf los, Runde für Runde ... In Runde 8 erwachte Ali, löste sich aus den Seilen, schlug ein paar Mal hart und genau zu und der inzwischen völlig ermüdete Foreman, der auch nicht gewohnt war, überhaupt so viele Runden gehen zu müssen, ging k.o. (zu Muhammad Ali vgl. das Buch von Jan Philipp Reemtsma: Mehr als ein Champion. Über den Stil des Boxers Muhammad Ali. Stuttgart: Klett-Cotta 1995; vgl. zum Buch die Kommentare K69 und K70 (kursiv: Nachtrag vom 5.2.2016)) Nach diesem Kampf sank Foreman, der nie geglaubt hätte, verlieren zu können, in eine tiefe Depression. Er lernte aber aus der Niederlage und auch aus einer späteren, ähnlich verlaufenden. Er veränderte sich, legte sein "Fascho"-Gehabe ganz ab: "Aus dem früheren arroganten Kämpfer mit Bart und Afro-Look-Mähne wurde ein freundlicher humorvoller Glatzkopf, der in den 1980er Jahren im Fernsehen populär wurde. Er widmete sich in erster Linie einem von ihm ins Leben gerufenen Waisenhaus für benachteiligte Kinder und spendete hierfür den größten Teil seines in Profikämpfen verdienten Vermögens." (Eintrag auf wikipedia zu George Foreman) Aus "Fällen" liesse sich auch lernen. |
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